13 www.gesundundleben.at 10 / 24 GENUSS den eigenen Händen etwas schaffen kann. Seine Arbeit macht er so gut, dass wir ihn Gemüseflüsterer nennen.“ Wir gehen ein paar Meter weiter hinauf. „Auf der linken Seite haben wir die Süßlupine und den Nackthafer, auf der rechten Seite Fenchel und Leinsamen. Den Lein werden wir heute oder morgen noch dreschen.“ Monika nimmt einen Stiel des Leins, bricht eine Kapsel ab, öffnet diese und reicht mir vier frische Leinsamenkörner zum Kosten. Sehr geschmackvoll! Schließlich treibt uns der verspielte Hofhund Timmy aufgrund Hitze in den gekühlten Lagerraum. Beim Eintreten strömt uns aromatischer Brotgeruch entgegen. Kein Wunder: „Hier lagern bereits geerntete, gereinigte und getrocknete Gewürze wie Kümmel und Fenchel, Getreide wie Nackthafer, Dinkel und Roggen. Alles beschriftet und datiert, damit wir effizienter arbeiten können.“ ALLES AUF ANFANG Zurück im wunderschönen Innenhof und bei dem aufgrund der hohen Lufttemperatur immer noch heißen Kaffee erzählt Monika, wie sie und ihr Mann Kurt zur Landwirtschaft kamen. „Vor über 15 Jahren haben wir den Hof von meinen Eltern übernommen. Damals war es noch ein reiner Milchbetrieb mit konventioneller Viehhaltung. Da wir hauptberuflich aber in Wien arbeiten und unsere Jobs nicht aufgeben wollten, war von Anfang an klar: Die Tiere müssen weg. Der Hof wird nur eine Nebenbeschäftigung.“ 30 Stunden pro Woche ist Monika im Landwirtschaftsministerium angestellt, wo sie sich im Förderbereich unter anderem für Urlaub am Bauernhof engagiert. Ihr Mann Kurt ist Gewässerökologe an der Universität für Bodenkultur – sogar Vollzeit. Auch wenn die Koordination und das Pendeln teilweise herausfordernd sind, überwiegt die Liebe zur Natur und Nachhaltigkeit; und das nicht erst seit ihren Studien an der BOKU, verrät Monika: „Kurt wuchs eher städtisch auf, wusste aber bereits in jungen Jahren, dass er Bauer werden will“. BIO STATT KONVENTIONELL Ebenso von Anfang an klar war, dass sie nicht konventionell, sondern biologisch wirtschaften werden. „Unsere Philosophie und Ideologie gebührt gänzlich dem Biolandbau. Die Frage, ob bio oder nicht, stellte sich gar nicht. Wir erkennen so viele Zusammenhänge zwischen der Art des Anbaus und der Gesundheit, dass wir uns niemals vorstellen könnten, konventionell zu bewirtschaften oder uns zu ernähren.“ Eine biologische Landbewirtschaftung wirkt sich dreierlei positiv aus: auf die Gesundheit von Mensch und Tier, auf die Pflanze sowie auf Boden und Umwelt. „Biolandwirtschaft ist so viel mehr als gutes Tierwohl, draußen grasende Kühemit mineralstoffreicher Milch oder der Verzicht auf Kunstdüngemittel oder Pestizide. Im Kern geht es vor allem um die Gesundheit der Pflanze und des Bodens.“ Monika erklärt, dass Kunstdünger und Pestizidbekämpfungsmittel die Bodenstruktur ruinieren, den Boden viel anfälliger für Erosion machen, die Pilzfauna sowie essenzielle Bodenlebewesen zerstören und die Erde für die Pflanze somit weniger nährstoffreich machen. Die Probleme, die mit einer solch zerstörten Humusschicht einhergehen, beobachtet die Biohofbesitzerin regelmäßig selbst: Ihre naturbelassenen und gesunden Felder sind bei Starkregen wie ein Schwamm imstande, das Wasser aufzunehmen, während konventionell bewirtschaftete Nachbarböden aufgrund fehlender Bodendiversität und intakter Bodenstruktur regelmäßig überfluten und erodieren. „Prinzipiell wirtschaften wir nicht viel anders als unsere konventionellen Kollegen. Natürlich achten auch sie auf ihre Felder und pflegen diese. Aber im Endeffekt sind es die Kunstdünger und Pestizide, die den großen Unterschied machen, was auch die Ergebnisse der Bodenproben unserer Felder bestätigen“, weiß Monika. Auf Nachfrage erzählt sie, dass sie Teil des EU-Projekts PLASBO (Plastik und Mikroplastik in Boden) sind, bei dem EU-weit unterschiedliche Bodenarten auf ihre Mikroplastikbelastung hin untersucht werden. „Die Mikrobiologen, die die Proben entnahmen, haben von der Lebendigkeit des Bodens und der großen Vielfalt an – teils nur noch selten vorhandenen – Würmern geschwärmt. Dieses Ergebnis freut Kurt und mich. Denn wir leben von dieser dünnen Humusschicht; es ist die Im Krammerladen des Biohofs kann man selbstgemachtes Müsli und andere bio-zertifizierte Köstlichkeiten kaufen. An der Abfüllstation gibt es verschiedene Bio-Getreidesorten vom Hof und von Händlern der Region. Biohof KRAMMER-PINTER/ KRAMMERLADEN Grub 4, 4291 Lasberg Mittwoch und Samstag: 09:00–12:00 Uhr Freitag: 14:00–18:00 Uhr www.krammerladen.at FOTOS: MARA HOHLA; GUTENTHALER PHOTGRAPHY; MONIKA PINTER; FODOMEDIA; BUTTER & SALT PHOTOGRAPHY
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